Golem by Joshua Abarbanel, Courtesy of the Artist, hier: im Jüdischen Museum Worms © Susanne Urban

Am Sonntag dem 25.7.2023 hat der Vortrag „Golem – Von Worms nach Prag zur Popkultur“ stattgefunden. Bei dem Kooperationsprojekt zwischen der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und der DIG AG Gießen, hat Dr. Susanne Urban in einem einstündigen Vortrag die mythische Figur des Golems von allen Seiten beleuchtet. Trotz des guten Wetters und der sommerlichen Temperaturen zählte das Publikum 19 Personen. Damit war der Vortragsraum der Phantastischen Bibliothek gut gefüllt.

Der Golem, geformt aus einem Klumpen Lehm, wird in den jüdischen Überlieferungen mittels Buchstaben-Zahlen-Mystik zum Leben erweckt und ist als stummer, menschenähnlicher Beschützer dem Willen seines Erschaffers unterworfen. Der anekdotenreiche Vortrag von Dr. Susanne Urban führte die Zuhörer*innen dabei von der Geschichte über die Entstehung des Golem bis zu seiner Weiterentwicklung in modernen Held*innengeschichten. Zunächst brachte der Rabbiner und jüdische Gelehrte Eleazar ben Jehuda Kalonymos die Idee von der Schaffung eines Golems im mittelalterlichen Worms in die Welt. Weiter reiste der Golem nach Prag, wo Rabbiner Judah Löw die Geschichte vom Golem als Beschützer des jüdischen Ghettos vor den Pogromen erschuf.

Der Golem hat bis heute seinen Platz in der Literatur und modernen Popkultur. Über 30 Bücher, in welchen der Golem rezeptiert wird, stellte die Phantastische Bibliothek Wetzlar ergänzend zu dem Vortrag aus. Wie Susanne Urban berichtete, kommt der Golem darüber hinaus auch in Filmen und Computerspielen vor. Die Idee des Golem entwickelte sich in den 1940er Jahren weiter, während der Shoah: Mit Held*innen wie Superman, Batman, Iron Man, Captain America und Wonder Woman werden menschenähnliche Wesen mit Superkräften vornehmlich von jüdischen Comiczeichner*innen geschaffen, um zu retten und zu beschützen. Auch in Robotern und der Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz findet sich das Prinzip des Golem wieder, erklärte Susanne Urban. Ihren Vortrag ergänzte Sie mit Videoclips um die popkulturelle Entwicklung des Golem zu veranschaulichen. Im Anschluss an den Vortrag wurden Fragen der Teilnehmenden beantwortet und diskutiert.

Dr. Susanne Urban, Leiterin Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen war bis 2022 Geschäftsführerin des SchUM-Städte e.V. Dort hat sie didaktisches Material entwickelt, welches vor allem Schüler*innen das jüdische Leben im mittelalterlichen Worms sowie den Golem in der Kulturgeschichte näherbringen soll. Weitere Informationen: https://schumstaedte.de/golem